Baumwolle – die Naturfaser für fast alles, weich und beständig
Die Baumwolle gehört zu den Malvengewächsen und ist wohl eine der ältesten Kulturpflanzen. Man weiss, dass es bereits seit 9000 Jahren Baumwollsamen gibt. Die ältesten bekannten Textilien aus Baumwolle stammen aus der Zeit um 5800 v.Chr.
Von Indien aus – wo Baumwolle seit über 3000 Jahren angebaut wird – gelangte die Baumwolle nach China und wurde schliesslich zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert von arabischen Händlern nach Südeuropa gebracht. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich auch in Europa eine Baumwollindustrie.
Heute wird weltweit leider vor allem gentechnisch manipulierte Baumwolle angebaut. Warum dieser Anbau ein "leider" verdient, können Sie weiter unten lesen. Aber auch konventionell angebaute Baumwolle ist wenig ökologisch. 11'000 l Wasser braucht es für ein Kilogramm Baumwolle. Ausserdem werden Baumwollkulturen viel häufiger als andere Kulturen mit Insektiziden und Pestiziden behandelt und um die Ernte zu erleichtern, wird bei konventionell angebauter Baumwolle auch noch ein Entlaubungsmittel gespritzt. Dazu kommt, dass es immer wieder Berichte über Kinderarbeit, Hungerlöhne und miserable Arbeitsbedingungen gibt.
Wir bieten Baumwolle deshalb nur aus biologischem Anbau an.
Baumwolle und Gentechnik
Eine Zusammenfassung
In Indien, dem grössten Produktionsland von Baumwolle, setzen ab 2002 immer mehr Bauern auf genmanipuliertes Saatgut, um dem zunehmenden Befall des weissen Goldes durch Schädlinge entgegenzutreten. Die gentechnisch veränderten Pflanzen können sich nämlich mittels der Produktion eines Gifts selbst gegen ihren Schädling wehren. Doch schon nach drei Jahren zeigt sich, der Schädling hat sich bereits angepasst und Resistenzen gegen das Gift entwickelt. Dennoch wird immer mehr Gentech-Baumwolle angebaut. 2017 sind rund 80% der weltweit angebauten Baumwolle gentechnisch manipuliert – mit katastrophalen Folgen. Die immer resistenter werdenden Schädlinge sind gefährlicher denn je und das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden, denn das konventionelle Saatgut ist unterdessen kaum mehr erhältlich.
Statt eigene Pflanzen nachziehen zu können, bezahlen die Baumwollbauern also Jahr für Jahr mehr für das immer teurer werdende Saatgut. Kostete ein Paket früher zwischen 100 und 150 Rupien, werden für ein Paket Gentech-Baumwolle schon bald 1000 Rupien fällig. Entgegen der Versprechungen aber steigen auch die Ausgaben für Pestizide – die Ernten bleiben dennoch aus. Viele Baumwollfarmer sind bald hoch verschuldet und verzweifelt. Es kommt zu einer regelrechten Welle von Selbstmorden unter den indischen Baumwollbauern.
Auch heute ist diese Katastrophe noch nicht überwunden. Nachrichten von resistenten Megaschädlingen, von durch Gentechnik verseuchten Böden und vom mühsamen Wiederaufbau der zerstörten traditionellen Saatgutstellen gehen immer noch um die Welt… Indien ist zwar 2016 aus der Gentechnik ausgestiegen und versucht seither mühevoll, den Anbau mit dem alten Saatgut wieder aufzubauen, die Folgen werden aber noch lange zu spüren sein. So war bspw. die konventionell angebaute Baumwolle aus Pakistan 2018 immer noch flächendeckend gentechnisch verunreinigt. Immerhin verklagten die Baumwollbauern aus Burkina Faso den Produzenten der Gentech-Baumwolle – den Agrochemiekonzern Monsanto – auf Schadenersatz…
«Pakucho*» – die farbig gewachsene Baumwolle
Während Ausgrabungen in peruanischen Inka-Grabstätten stiess der Anthropologe James M. Vreeland auf Kleiderreste in pastellfarbenen Tönen. Die Untersuchungen ergaben eindeutig, dass es sich bei den Stoffresten um Baumwolle handeln musste. Ebenso eindeutig zeigte sich, dass die Fasern ihre Farbe nicht durch Färbungen erhalten haben konnten. Es musste sich also um von Natur aus farbige Baumwolle handeln. James M. Vreeland machte sich auf die Suche und fand tatsächlich im peruanischen Dschungel, den er nach Analyse der Faserreste als Herkunftsgebiet vermutet hatte, wild wachsende Baumwollpflanzen, deren Fasern bräunlich oder grünlich gefärbt waren.
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Alle Bilder © Perunaturtex
Im Rahmen einer Beratertätigkeit beschloss James M. Vreeland zusammen mit peruanischen Bauern, in einem kargen Gebiet an der Küste Perus die farbig wachsende Baumwolle wieder neu anzubauen. Zum Einsatz kam dabei Tanguis, eine robuste, alte Baumwollsorte, die dank tiefen, dichten Wurzeln dem zunehmenden Wassermangel trotzen können sollte. Das Experiment glückte! 1991 wurde die Kooperative «Pakucho Pax» (mit James M. Vreeland als Manager) gegründet, welche den Bauern die mengenmässig unbegrenzte Abnahme farbiger Baumwolle garantiert. Bis zu viermal jährlich werden seither auf rund 300 Hektar Land die farbigen Samenhaare von Hand gepflückt. Dabei werden die Kulturen weder chemisch gedüngt oder entlaubt, noch mit synthetischen Spritzmitteln behandelt. Stattdessen behilft man sich bspw. gegen die Baumwollraupe mit Lockstoffen und Duftfallen. Im wahrscheinlich grössten Koka-Anbaugebiet der Welt, im Norden Perus ist so für unterdessen mindestens 700 Bauernfamilien ein legales, nachhaltiges und gesundes Auskommen entstanden.
Eine weitere Besonderheit farbig gewachsener Baumwolle zeigt sich übrigens, wenn man sie wäscht. Erst nachdem sie ein paarmal gewaschen wurden, erreichen Textilien aus farbig gewachsener Baumwolle nämlich ihre volle Farbigkeit. Dabei verblassen die Farben nicht etwa, sondern werden intensiver. Wie das genau vor sich geht, ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt, auch wenn es bereits Theorien dazu gibt.
* der geschützte Markenname «Pakucho» steht für die Produktion von Baumwolle im Einklang mit der Natur.