Wolle – ein Überbegriff
Wolle ist der Überbegriff für viele verschiedene Arten von Tierhaaren. Dazu gehören nicht nur die Haare vieler verschiedener Schafrassen, sondern auch die Haare von Alpacas, Angorahasen, Angoraziegen (-> Mohair), Cashmere-Ziegen, Lamas, Kamelen, Yaks und einigen mehr. Als «Schurwolle» wird Wolle übrigens nur dann bezeichnet, wenn sie von lebenden Tieren stammt.
Spricht man von Wolle – ohne spezifische Nennung der Tierart – ist meist die Wolle von Schafen gemeint und das ist auch die Wollsorte, die am meisten gehandelt wird. Der grösste Produzent weltweit und entsprechend natürlich auch der grösste Exporteur von Wolle ist Australien. Das ist insofern problematisch, als ausgerechnet das Land, das wegen seiner tierquälerischer Praktiken in der Haltung von Merinoschafen sehr umstritten ist, noch immer unerreicht an der Spitze steht. Was die Produktion der äusserst beliebten Merinowolle angeht, ist Australien übrigens noch viel deutlicher an der Spitze, denn es kommen ganze 88% der weltweiten Produktion von Merinowolle aus dem Land down-under. Sie ahnen es, wer Merinowolle ohne Deklaration kauft, kauft also mit sehr, sehr grosser Wahrscheinlichkeit Merinowolle aus tierquälerischer Haltung. Natürlich exportiert auch Neuseeland viel Schafwolle, wobei man Neuseeland zugute halten darf, dass das umstrittene «Mulesing» bei der Produktion der qualitativ hochwertigen Merinowolle unterdessen verboten ist.
Die Produktion und in der Folge der Export von Wolle verteilt sich weltweit folgendermassen:
Aus Südamerika wiederum kommt hauptsächlich Alpaca-Wolle, denn dort finden sich auch die optimalen Lebensbedingungen für diese hübsche Tierart.
Südafrika ist der Hauptlieferant von Mohairwolle – unterdessen wegen tierquälerischer Praktiken bei der Schur der Angoraziegen ebenfalls in der Kritik…
Aus der Mongolei schliesslich erreichen uns so seltene Qualitäten wie Cashmere und Yak. Wobei man leider auch da anmerken muss, dass dank dem internationalen Run auf diese zarten, seltenen Wollsorten bereits Entwicklungen im Gang sind, die den Herkunftsregionen langfristig schaden. Zwar ergeben sich im Moment für einige Familien noch neue Verdienstmöglichkeiten, doch schon jetzt führt die in der Folge stark gestiegene Anzahl Weidetiere in China und der Mongolei zu einer Überweidung der kargen Böden. Das kann und wird nicht lange gut gehen. Und so werden die Leute, die ohnehin in den ärmeren Regionen dieser Welt zuhause sind, wohl schon bald auch die Folgen dieses Preissturzes tragen müssen.